...damit ihr Glück nicht hinter dem großen Stein schläft...
Es waren einmal zwei Bauern, die hatten ihre Höfe recht nah
beieinander. Der eine war reich, der andere war arm. Der Arme war nicht etwa
faul, er rackerte und arbeitete, aber dennoch blieb er arm. Einmal ging er in
der Nacht noch vor sein Haus, um nach dem Rechten zu schauen, da sah er auf dem
Feld des Reichen einen Sämann. «Was tust du hier?», fragte der Arme. «Ich säe
Roggen!», antwortete der Sämann. «Warum tust du das?» «Ich bin das Glück des
Reichen.» «Wo ist denn mein Glück?», fragte der Arme. «Dein Glück… schläft dort
hinter dem großen Stein.» Da geht der Arme hinter den Stein und findet dort
einen Schläfer. «Höre Mann, steh auf und… säe Roggen bei mir!» «Das tue ich
sicher nicht», antwortete der Schläfer. «Warum denn nicht? Du bist doch mein
Glück!» «Nun ja, aber ich bin nicht das Glück eines Landwirts.» «Was soll ich
denn tun?», fragte der Arme. «Wähle dir ein anderes Handwerk.» «Ja – aber was
denn?» «Vielleicht das, was du schon immer wolltest.» Der Arme überlegte,
«Vielleicht… Kaufmann?» «Gut! Werde ein Kaufmann!» Da ging der Arme wieder in
sein Haus. Am nächsten Tag verkaufte er das Wenige, das er hatte und eröffnete
in der Stadt einen Laden. Nun kam das Glück zu ihm und blieb bei ihm sein Leben
lang.
(estnisches Märchen)
ewald böck
office@persona.co.at
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